Der Golf GTI von VW ist eines der berühmtesten Autos der Welt. Entwickelt wurde er im Geheimen und selbst seine Väter glaubten nicht so richtig an ihn. Sie rechneten mit einer Eintagsfliege.
- Mit 110 PS und einem Verkaufspreis von 13.850 Mark fängt alles an.
- Spucknapf-Lenkrad, Karo-Bezüge und ein Golfball als Schaltknauf.
- Eines dieser Kult-Details findet sich auch in der Generation 8 des Golf GTI wieder.
Spucknapf-Lenkrad, karierte Sitzbezüge und ein Golfball als Schaltknauf. Nicht umsonst wurde aus dem Golf GTI nicht nur der alltagstauglichste Sportwagen der Welt, sondern ein wahrer Auto-Mythos. Dabei fing die Erfolgsgeschichte mit einer groben Fehleinschätzung an. Auf rund 5.000 Exemplare taxierten die Volkswagen*-Manager den geplanten Absatz, als sie das Modell anno 1975 auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt vorstellten. Zumindest die Entwicklung und die Umbaukosten für die Fabrik sollten damit gedeckt werden. Damit lagen die Väter des GTIs jedoch nicht nur knapp, sondern voll daneben. Beim Produktionsende der ersten Generation war das fast 100-fache vom Band gelaufen. Knapp 462.000 GTI - damit avancierte der Golf vom Start weg zum erfolgreichsten Kompaktsportler in der Automobilgeschichte. Eine Never-Ending-Story, denn 45 Jahre danach und 2,3 Millionen verkaufte Fahrzeuge später fährt nun Generation 8 des GTI vor.
Was das Kürzel GTI wirklich bedeutet
Das Kürzel GTI seht für Gran Turismo Injektion - Autos, deren Motor über eine Benzineinspritzung (Injektion) verfügen. Zum ersten Mal taucht der Begriff GTI Anfang der 1960er Jahre auf. Einer der ersten Sportwagen, die so bezeichnet wurden, war der Maserati 3500 GTi. Gut erhaltene Exemplare werden heutzutage ab 200.000 Euro aufwärts gehandelt. Populär wurde das Akronym GTI jedoch erst mit dem Golf GTI. Teilweise konnte sich der Volkswagen-Konzern sogar die Rechte an der Buchstaben-Kombination sichern.
Geheimtruppe Injektion unter Zeitdruck
Apropos Injektion: So wurde intern auch die Entwicklertruppe getauft, die am schärfsten Golf aller Zeiten basteltet. Zunächst im Geheimen, denn die schwere Ölkrise mit hohen Benzinpreisen und Sonntagsfahrverboten hallte noch in der Gesellschaft nach. Damals wie heute ging es mehr um Spritsparen als um mitreißende Fahrleistungen. Ein Jahr lang, ab 1974, werkelte ein knapp halbes Dutzend Männer unter dem Radar der obersten VW-Bosse an einem Sport-Golf. Erst nach dem „Go“ durch den Vorstand wurde es ernst. Im Wettrennen gegen die Zeit, schließlich sollte der GTI schon 1975 bei der IAA präsentiert werden, entwickelten die Ingenieure das Herzstück der Volks-Rakete. Den 110 PS starken Einspritzmotor.
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Golf GTI I stößt in neue Dimensionen vor
Vor dem Golf GTI ist das Sportauto eher den Betuchten vorbehalten. Mit dem Golf GTI, der schon für 13.850 Mark zu haben war, ändert sich das. Heute würde man von der Demokratisierung des Sportwagens sprechen. Ausgestattet ist der Ur-GTI mit einem 110 PS starken 1,6 Liter großen Benzinmotor mit 140 Newtonmeter Drehmoment. Klingt heutzutage lächerlich. Hat ja schon jeder Dreizylinder drauf. Aber: Der erste GTI wiegt nur 851 Kilogramm, und dann sind 100 Pferdestärken natürlich schon eine Ansage. Das reicht für den Spurt von 0 auf Tempo 100 in 9,9 Sekunden. Einstellig! Und schnell ist er auch noch. 182 Stundenkilometer in der Spitze. Ein Wert, der damals rockte.
Und gleich beim ersten GTI tauchen Gimmicks auf, die den GTI zum Kult machen. Zum Beispiel der Golfball als Schaltknauf. Mehr ein Zufall, aber Designchef Herbert Schäfer war halt ein passionierter Golfspieler. Oder die karierten Sitzbezüge. Eigentlich der Gipfel der Spießigkeit, schon bald jedoch ein cooles Detail.
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Der Katalysator kastriert den Golf GTI II – aber nur kurz
Neben den roten Kühlerstreifen und dem Karomuster bringt es ein weiteres Teil zum Kult-Objekt bei Generation 2: Das Spucknapf-Lenkrad. Es hat in der Mitte eine große schwarze Vertiefung. Am Grund sieht man das Wolfsburger Logo. Das Sportlenkrad ist auch heute noch ein gesuchtes Ersatzteil. Der Golf GTI II, 1984 in den Markt eingeführt, muss zuerst einmal eine Leistungseinbuße hinnehmen. Schuld sind die neu eingeführten Katalysatoren. Doch Volkswagen kontert: Mit einem 16-Ventiler-Motor und 129 Kat-PS. Damit rennt er in 8,6 Sekunden von 0 auf 100, hat schon 168 Nm Drehmoment und durchstößt die 200 km/h-Schallmauer erstmalig.
Diesel-Dämmerung beim Golf GTI III
Ab 1991 läuft der neue GTI III vom Band. Optisch verändert, weil die Doppelscheinwerfer erstmalig unter einer gemeinsamen Glasabdeckung verschwinden, startet er mit 115 PS in den Verkauf. Zu wenig! Mit einem neuen Vierventiler-Motor steigert Volkswagen die Leistung auf 150 PS. Damit ist er annähernd so schnell wie sein Vorgänger. 8,7 Sekunden von 0 auf 100. Viel bemerkenswerter ist das Auftauchen eines Diesel-GTI. Der Turbo-Selbstzünder leistet 110 PS und bringt ein kernigeres Drehmoment mit in die Familie. Erst sehr viel später wird der Diesel GTI zum ebenfalls kultigen GTD.
Beim Golf GTI IV dreht VW an der PS-Schraube
A bisserl was geht immer – an das Credo des bayerischen Casanovas Monaco Franze halten sich wohl die Entwickler von Generation IV. Ab 1998 rollt er über die Straßen. Mal mit 150 PS, mal mit 170 PS – und zum Jubiläum präsentiert man das 180 PS starke Turbo-Sondermodell „25 Jahre GTI“. Nicht zu vergessen der GTD. Der hat erstmalig 150 PS und räumt bei der Diesel-Konkurrenz auf. Unglaublich, aber wahr: Der GTI IV ist das einzige Modell, das keinen roten Streifen im Kühlergrill hat.
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0 auf 100 in 6,9 s – GTI V durchbricht Schallmauer
Es gibt kein Halten mehr. Der Golf GTI V (ab 2004) bekommt einen 200-PS-Turbomotor mit einem brutalen Punch. Zusammen mit dem ebenfalls neu eingesetzten Doppelkupplungsgetriebe durchbricht die Volks-Rakete die Schallmauer. 6,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Da jubelt die Fangemeinde, auch deshalb, weil sich der Wagen erstmalig mit 235 km/h über die Autobahn bewegt. Ein veritabler Porsche-Schreck. Neu ist auch der V-förmige Kühlergrill, der eine einmalige Sache bleiben wird. Zum 30. Geburtstag gibt es noch ein 230 PS starkes Sondermodell.
Renn-Legende Stuck bringt Golf VI auf Vordermann
Für den Feinschliff des Golf VII (ab 2009) sorgt Hans-Joachim Stuck, zweimaliger Gewinner der 24 Stunden von Le Mans. 210 PS stark, 240 Stundenkilometer schnell – jetzt stößt der Volks-Sportwagen endgültig in die höheren Gefilde der Sportwagen vor. Eine elektronische Quersperre verbessert die Traktion des wie immer an der Vorderfront angetriebenen Wagens. Erstmalig kommt ein Auspuff-Soundgenerator zum Einsatz und zum ersten Mal gibt es auch ein Golf GTI Cabrio. Edition 35 wird auf dem Nürburgring präsentiert. 235 Pferdestärken sorgen für 6,6 Sekunden von 0 auf 100. Das Leistungsgewicht liegt bei sechs Kilogramm pro PS. Ein sehr guter Mittelwert. Supersportwagen wie der Porsche 918 Spyder schaffen es allerdings unter zwei Kilogramm. Aber das ist eine ganz andere Dimension.
Neuer Nordschleifen-Rekord für den Golf GTI VII
Ab 2013 wimmelt es nur so von Golf GTIs:
- Die herkömmliche Ausgabe des Golf GTI VII hat 220 PS.
- Der Golf GTI Performance lockt mit zehn Pferdestärken mehr und ist als erster GTI 250 Stundenkilometer schnell.
- Noch mal 60 PS mehr haben die Entwickler auf den GTI Clubsport draufgesattelt - mit 290 PS rennt er in 5,9 Sekunden von 0 auf 100.
- Und der Golf GTI Clubsport S (310 PS) stellt schließlich einen neuen Rekord auf der legendären Nordschleife am Nürburgring auf: In 07.49.21 Minuten absolviert Werksfahrer Benjamin Leuchter die Runde und war damit der Schnellste mit einem Front getriebenen Auto.
Golf GTI VIII – das bietet die neue Generation
Mit der über die ganze Wagenbreite gehenden mächtigen Frontschürze reißt der neue Golf GTI VIII so richtig das Maul auf. So als ob er die Straße wegsaugen möchte. Rechts und links flankiert wird der starke Auftritt noch durch die X-förmigen im Wabengitter integrierten LED- Nebelleuchten. Und zum ersten Mal in der GTI-Geschichte überhaupt gibt es eine beleuchtete Kühlergrillspange als Fahrlicht. Getreu dem neuen VW-Design-Motto: Licht ist das neue Chrom. Nicht fehlen darf natürlich der kultige rote Farbakzent im Kühler.
Von hinten erkennt man das Kult-Geschoss aus Wolfsburg an den runden Auspuff-Endrohren und am Dachspoiler. Der ist in Wagenfarbe lackiert und verlängert den Golf optisch. Flacher und gestreckter wirkt Generation 8, auch weil an der Karosserie aerodynamisch gefeilt wurde. Mit einem cw-Wert von 0,275 schmiegt sich der GTI geradezu in den Wind.
Der 2,0-Liter-Turbo-Motor ist ein guter Bekannter
Ein Einspritzer ist auch im aktuellen Golf GTI ein guter Bekannter. Der bereits im Vorgänger werkelnde 2,0 Turbo-Direkteinspritzer (Modell Performance) wurde zwar auf der Emissionsseite überarbeitet, bietet aber mit 245 PS und einem Drehmoment von 370 Newtonmetern die gleiche Leistung. Damit erreicht man Tempo 100 in 6,3 Sekunden. Kernig untermalt vom Sound-Generator, der sich an die jeweilige Fahrstufe von Komfort bis Sport anpasst.
Fein ist die Kraftentwicklung des Motors schon. Zwischen 1.600 bis 4.300 Umdrehungen pro Minute (U/min) bleibt das Drehmoment im Spitzenbereich. Und damit länger als beim Vorgänger. Das bedeutet souveräne und entspannte Kraftentwicklung, die normalerweise von einem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Straße gebracht wird. Auf der mid-Testfahrt stand uns der Sechs-Gang-Handschalter zur Verfügung. Ein Glücksfall, denn damit lässt sich die Beschleunigung flexibel und ganz nach dem eigenen Gusto regeln.
200 Mal in der Sekunde reagiert das Fahrwerk
Am meisten hat sich beim Fahrwerk getan. Die Dämpfer wurden überarbeitet und die Quersperre auf der Vorderachse lässt sich jetzt elektronisch regeln. Der Clou aber beim neuen Fahrwerk ist der neue Fahrdynamik-Manager. Er koordiniert Differenzialsperre und die adaptiven Dämpfer. 200 Mal in der Sekunde ruft der Computer die entsprechenden Daten ab und greift je nach Fahrsituation individuell bei allen vier Rädern ein. Das heißt: Mehr Komfort für Langstreckenfahrten, mehr Dynamik auf der Landstraße.
Wird der rot pulsierende Startknopf zum neuen Kult-Objekt?
Um seinen Kultstatus zu bewahren, braucht ein echter GTI neben den typisch scharfen Fahreigenschaften natürlich noch das ein oder andere Gimmick. Der rote Streifen im Kühlergrill gehört selbstverständlich dazu, der mittlerweile etwas feiner gezeichnete GTI-Schriftzug sowieso. Neu ist das virtuelle GTI- Cockpit. Rundinstrumente mit Drehzahlmesser in der Mitte, dazu Ladedruck oder Motortemperatur, frei wählbar. Alles in Rot.
Hohen Kultfaktor könnte der Start-Stopp-Knopf des Motors erreichen. Nach dem Öffnen der Tür pulsiert er ebenfalls rot, bis der Fahrer das Triebwerk startet. Endlich! Wie einfach waren die Spielereien da im ersten Golf. Ein Golfball auf dem Schaltknauf und Karomuster auf den Sitzpolstern. Letzteres haben die Marketing-Strategen beim neuen GTI wiederbelebt. Nur heißen die grau-schwarzen Bezüge jetzt anders. „Scalepaper“ ist das neue Karo. Und so gesehen ist der neue Golf GTI das schnellste Karo der Welt. (Rudolf Bögel) *tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
Fotostrecke: Kult-Auto Golf GTI - so hat sich das Modell über die Jahre verändert
Datenblatt Golf GTI 8
Motor: | 2,0 Liter-Benziner |
Hubraum: | 1.984 ccm |
Maximale Leistung: | 180 kW/245 PS bei 5.000 - 6.500 U/min |
Maximaler Drehmoment: | 370 Nm bei 1600 - 4300 U/min |
Antrieb: | Sechsgang-Handschalter oder Siebengang-DSG, Frontantrieb |
Länge / Breite / Höhe: | 4,28 / 1,79 / 1,44 Meter |
0-100 km/h: | 6,3 Sekunden |
Top-Tempo: | 250 km/h |
Normverbrauch: | Noch keine Angaben |
Testverbrauch: | 7,5 l / 100 km |
CO2-Emission: | Noch keine Angaben |
Abgasnorm: | Euro 6d |
Kofferraumvolumen: | 380 - 1.270 l |
Leergewicht zul: | 1.460 kg / circa 500 kg |
Preis: | ab circa 35.000 Euro (Handschalter); 37.000 Euro (Automatik) |
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August 14, 2020 at 02:30PM
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