Volkswagen elektrifiziert seine Modellpalette zunehmend auch außerhalb der neuen ID-Familie. Das macht auch vor dem neuen Golf nicht Halt. Hier haben die Hybridfans zukünftig die Qual der Wahl zwischen eHybrid und GTE.
Die Leistungsdaten der beiden neuen Plug-In-Hybriden in der noch jungen Golf-Familie lesen sich erst einmal beachtlich. Bereits der VW Golf eHybrid leistet 150 kW / 204 PS und ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Das ist das Niveau des bisherigen Golf GTE. Der dreht in der Golf-Generation acht so richtig auf und lockt mit 180 kW / 245 PS und 400 Nm - Augenhöhe mit dem Basis-GTI. Und immer wieder weist Volkswagen mit einem Augenzwinkern auf die Nähe zu Ikone und Imageträger Golf GTI hin. Doch wer meint, dass er mit dem VW Golf GTE einen echten Sportler bewegt, irrt sich, denn der Unterschied zum auf dem Papier identisch starken Golf GTI ist auf der Straße mächtiger denn je.
Der Grund liegt in dem Verbrennertriebwerk, denn während der Golf GTI vom bekannten Zweiliter-Turbo-Vierzylinder angetrieben wird, muss der Golf GTE sein Tagwerk mit einem 1,4 Liter großen Turbomotor erledigen, der von einem 95 PS (kurzzeitig 110 PS) starken Elektromotor zugegeben stimmungsvoll seine Unterstützung erfährt. Keine Frage, dass sich der neue VW Golf GTE allemal sportlich bewegen lässt. Er startet nach dem Druck auf den Taster an der Mittelkonsole elektrisch auf und lockt mit einer rein elektrischen Reichweite von knapp über 60 Kilometern. Wer Fahrspaß empfinden will, sollte den Elektromodus jedoch außen vorlassen und auf dem Touchscreen direkt den Hybridmodus ansteuern. Dann wird der Großteil der Arbeit von besagtem Vierzylinder-Turbo mit allerdings recht überschaubaren 1,4 Litern Brennraum erledigt. Auf dem Bildschirm lässt sich wie bei bekannten Plug-In-Hybriden verfolgen, wie der Kraftfluss sich seinen Weg zwischen Verbrenner, Doppelkupplungs-Getriebe mit Elektromotor und Vorderachse bahnt. Bei entsprechend fordernden Leistungsabfragen springen beide Motoren in Sekundenbruchteilen gemeinsam in die Bremse und pressen so die insgesamt 245 PS und 400 Nm aus dem Antriebsstrang, der aus einem 13-kWh-Akkupaket im Hinterwagen seine Zusatzleistung bekommt.
Der 4,29 Meter lange Golf GTE spurtet, rennt und läuft - alles in Ordnung und alles wirklich flott. Doch von sportlich kann gerade dann keine Rede sein, wenn man einmal den VW Golf GTI gefahren ist, der mit seinen 245 Basis-PS noch jede Menge Leistung nach oben bietet. Das zwei Liter große Turbotriebwerk mit der internen Bezeichnung EA888 ist mit seiner Leistung bei weitem nicht am Limit - der kleine 1,4-Liter-Motor des Golf GTE mit seinen 150-Verbrenner-PS hat unter Last deutlich mehr zu kämpfen. Zudem tut sich die Vorderachse schwerer, die Leistung auf den Boden zu bringen und ganz nebenbei hat der 1.624 Kilogramm schweren Golf GTE mit dem zusätzlichen Elektromotor und dem Akkupaket zwar Vorteile bei der Gewichtsverteilung, aber schlicht und einfach mehr als 150 Kilogramm mehr auf den Rippen. Speck, der beim dynamischen Fahren allemal weh tut. Der Golf GTE ist eben kein Sportler und schon gar kein GTI mit Stecker. Daran ändert auch die elektronische Differenzialsperre nichts, die gerade für zusätzliche Traktion in Kurven und engen Kehren sorgt.
Anders sieht es jedoch aus, wenn man den VW Golf GTE nicht allzu sportlich rannimmt und keinen Gedanken an den großen Schatten GTI verschwendet. Denn dann kann der 1,4 Liter große Turbobenziner mit Unterstützung des 70 Kilowatt starken Elektromotors, der winzig klein im Doppelkupplungsgetriebe versteckt ist, allemal überzeugen. 0 auf Tempo 100 in 6,7 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 225 km/h sind dynamische Werte, während der Normverbrauch von 1,7 Litern Super auf 100 Kilometern allemal eine Versuchung ist. Eine Versuchung, wenn man das Akkupaket vor der Fahrt vollgeladen hat. Das dauert mit 3.40 Stunden jedoch länger als lang für eine Reichweite, die in der Realität kaum nennenswert über 50 Kilometern liegt. Die Steckdose befindet sich vorne links im Kotflügel.
Bleibt die Frage, ob es für die meisten Interessenten nicht doch der kleine Bruder VW Golf eHybrid tut, der zwar nicht pseudosportlichen Namen GTE und die Insignien des GTI in blau getüncht trägt. Denn seine Fahrleistungen sind allemal dynamisch genug und er schafft mit seinem ebenfalls 13-kWh-Akkupaket eine rein elektrische Fahrstrecke von guten 80 Kilometern. Die Gesamtreichweite liegt daher bei stattlichen 870 Kilometern - das ist Dieselniveau. Das gilt auch für den Golf GTE, der immerhin 745 Kilometer weit fahren kann, ohne nachzutanken. Vielleicht macht am Ende doch der Preis die Musik. Während der VW Golf eHybrid bei 39.781 Euro startet, kostet der Golf GTE mindestens 41.667 Euro.
August 27, 2020 at 04:07AM
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Volkswagen Golf GTE: Dynamisches Halbblut - FOCUS Online
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